Das alttestamentarische Buch Richter, insbesondere die Kapitel Jiftach (Ri 10,6 ‐ 12,7), welche Thomas Morell als Vorlage für sein Libretto zu Georg Friedrich Händels Oratorium „Jephtha“ gedient haben, verwirren gläubige Menschen in vielfacher Weise: Was ist das für ein Gott, von dem da berichtet wir? Was ist das für ein Gott, dem in einem schmutzigen Deal als Gegenleistung für die Unterstützung bei einer militärischen Unternehmung ein Menschenopfer dargebracht wird? Wieso nimmt Gott dieses Opfer entgegen? Nimmt er es entgegen? Wieso schreitet er nicht ein, im letzten Moment, wie bei Abraham und Isaak? Wieso schweigt Gott? Diesen Fragen an einen zutiefst unverständlichen Gott wird Dechant Mag. Clemens Beirer in seinem theologischen Einführungsvortrag zur Kirchenoper nachgehen. Thomas Morell und Georg Friedrich Händel haben für sich und ihr Oratorium „Jephtha“ eine einfache wie radikale Lösung gewählt: Für die Menschen des Barockzeitalters war es unerträglich, dass Jiftach seine Tochter Iphis in den Opfertod gezwungen hatte. Händel und Morell änderten kurzerhand das Ende der Erzählung und fügten entgegen der biblischen Vorlage einen Angelus ex machina in die Handlung ein, der Iphis vor dem Opfertod errettet.
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WohinTippHQ 35 mins ago