Ein Stageband-Marathon fand seinen Abschluss. An gebührenden musikalischen Überraschungen, daraus folgernd auch ad personam, ließ es Georg Graewe in dem für diesen Abend konzipierten Programm nicht mangeln. Gleich von Beginn an. Einem kurzen Piano-Intro, seiner fliegenden Intuitionssynapsik zuzuschreiben – einer Leichtigkeit tiefempfundener musikalischer Wesenheit zugewandt – folgten einige Lieder aus Graewes dahingehender, inzwischen schon umfangreichen Sammlung. Seine Auswahl betraf beispielsweise Kompositionen der Zyklen „zugriffe“ bzw. „Industrial Folk Songs“. Der Pianist strukturierte die Werke in der Diktion des klassischen Kunstliedes. Daran anschließend weitete sich die Ereignishaftigkeit wieder zum Großformatigen. Graewe legte es diesmal auf eine noch engmaschigere Balance zwischen „partiturierten“ Texturen und freien Extempores an. Abgeschlossene und unabschließbare Prozesse bildeten eine substantielle Polarität. In den obligaten, frei improvisierenden Kleingruppierungen war der emotionale Überschwang, die Interaktion noch ein Deut impulsiver und konzentrierter. Jede der Konstellationen drang in die Tiefe, schürfte nach Gold und beförderte es zutage. Natürlich durfte auch der „Hit“ des Orchesters nicht fehlen. Zentral: das exzentrische Stehgreif-Duett Fagott/Bassklarinette, nun etwas introspektiver, mit den wallenden Kollektiv-Tutti. Die ausformulierten orchestralen Abschnitte, ebenso als Klangflächen mit komplexen Verstrebungen gestaltet, waren allerdings vorrangig als arrangierte Klangpunkte eingepflanzt - Kulminationsmomente der Spannung. Graewe war es im Zuge der Arbeitsphase möglich, das Material immer ergiebiger ausdifferenzieren zu können und das Ensemble wuchs in die Rolle hinein, es immer freimütiger in den Korrespondenzstatus bringen zu können. Es sei eine These erlaubt: Georg Graewe nimmt jetzt eine herausragende Restrukturierungsstellung ein. Er betreibt den Fortgang seiner primär durch den Free Jazz ausgelösten Musik inzwischen unter der Prämisse, ihre Kanäle für alle möglichen substantiellen musikalischen/künstlerischen Einflüsse offen zu halten, zwingend zu bleiben und andererseits auf andere musikalische Ansätze rückwirken zu lassen. Belangvolles Erdachtes. Panfunktionale Musik des 21. Jahrhunderts. (Hannes Schweiger über das Konzert vom 14. Mai 2019)
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Kommentare
WohinTippHQ 33 mins ago