Bei der zehnten Ausgabe der Suche nach der unpolitischsten Theaterproduktion der Saison verzichten wir darauf, diese im unmittelbaren Theaterkontext zu ermitteln. Wie man vermuten kann, ist dieser Verzicht der Produktionsverknappung im Lockdown geschuldet. Gleichzeitig erfolgte eine enorme Steigerung des theatralischen Outputs. Die zeitweise beinahe täglich stattfindenden Pressekonferenzen, die sich mehr und mehr zu Pressekofferenzen mauserten, haben mit Fortgang der Pandemie nachgerade Bühnenreife erlangt. Man konnte sich wahrlich nicht sattsehen an den Guckkastenbühnenvorstellungen, welche uns die Mitglieder der Bundesregierung in unterschiedlichen Besetzungen da boten.
Die theatralische Qualität der Vorstellungen zu beurteilen, laden wir dieses Mal ausschließlich Theaterprinzipal*innen. Nebst seit einem Jahrzehnt bewährten Kategorien wie „Der große Gönner“/ „Die große Gönnerin“, „Die größte Scheinheiligkeit“, „Der längste Zeigefinger“ haben wir Corona bedingt einige neue Kategorien wie „Der dichteste Maulkorb“, „Die/Der aufgeblühteste Ausnahmezustandsgewinnler*in“, „Die/Der verfassungsrechtliste Freizeitamateur*in hinzugefügt. Klingt sperrig bis holprig, aber wie wir wissen: „Souverän ist, wer den Ausnahmezustand erklären kann.“ (Carl Schmitt, „Politische Theologie“, 1923) Also bestimmt er auch über die Sprache.
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WohinTippHQ 2 hours ago