Der Blues Portugals im OVAL
Mit der 71-jährigen Lenita Gentil bringt Carlos Leitao einen der letzten großen Namen der Ära Amalia Rodrigues nach Österreich! Das ist natürlich etwas wirklich Besonderes, auch weil sie üblicherweise in den letzten Jahren nicht außerhalb von Portugal zu hören war. Die neunte Nacht des Fado „tanzt“ auch aus der üblichen Reihe „jung und höchst talentiert“ und könnte es diesmal mit „dramatisch und legendär“ beschreiben!
Der sympathische Sänger, Komponist und Gitarrist Carlos Leitao konnte sich mit seinem CD-Debut „Do Quarto“ und dem gefeierten Folge-Album „Sala de Estar“ in wenigen Jahren unter den besten Stimmen seiner Generation etablieren. Mit seinem neuen Fado-Album sollte ihm auch der große Durchbruch nicht verwehrt bleiben. Carlos Leitao, der die Kollegin schon mit seinem Gitarren-Trio begleitete, lässt den Gesang aus dem Intro der Gitarre herauswachsen, melancholisch und traurig. Er zieht die Zuhörenden in die Musik hinein, der Blues überträgt sich. Kongenial gestalten seine instrumentalen Kollegen, Bruder Henrique Leitao an der Mandoline und Bassgitarrist Carlos Menezes, wunderbare Basslinien. Die drei kennen sich gut, reagieren aufeinander, sodass es eine Freude ist, ihnen zuzuhören und zuzusehen. Sensibel, achtsam und musikalisch. Henrique Leitao zirpt und kommentiert mit vielen kleinen Pretiosen, sehr fantasievoll, bisweilen virtuos, mit profunder Technik, wie auch seine Partner Carlos Menezes. Und auch er lebt mit. Lebt den Fado. Carlos Leitao stellt eigene Kompositionen vor, eine neue CD im Stil des traditionellen Fado. Starke Musik, gelegentlich verschnitten mit ein bisschen Jazz, ein bisschen französischem Chanson – stets die Emotionen hervorlockend.
Lenita Gentil gab 1964 ihr Rundfunk-Debüt in der Sendung „Riso e Ritmo“. 1967 gewann sie das Song Festival „Figueira da Foz“ und schlug dann eine Karriere als „portugiesische Milva“ ein, tourte durch Mexico, Polen, Südafrika, Rumänien, Griechenland und Kanada. 1972 gab sie ihr Debüt als Schauspielerin in einer Hauptrolle des Films „Os toiros de Mary Faster“. Eine weitere Hauptrolle spielte sie 1977 im Vaudeville-Film „Em aguas de bacalhau“. Ab Mitte der 1970er-Jahre begann sie, Fado zu singen, obwohl sie zuerst von den damals noch verrauchten und verruchten Fado-Häusern entsetzt war. Der Fado hatte sie da aber schon mit Haut und Haar verschlungen. Ihr erstes Fado-Engagement führte sie ins Restaurant von Simona de Oliveira, wo sie von den großartigen Vasco Rafael und Artur Garcia begleitet wurde. Kurz darauf folgte sie einer Einladung von Tony de Matos, einen Monat lang in seiner Casa de Fados „Fado Menor“ zu singen, daraus wurde ein halbes Jahr. Auf Grund ihrer Persönlichkeit hatte sie in Kürze eine große Fangemeinde und viele Fado-Häuser wollten sie als Star verpflichten. Schlussendlich sagte sie einem Engagement im Restaurant „O Faia“ zu, dem sie mit Unterbrechungen für ausgedehnte Welt-Tourneen, bis heute treu geblieben ist! Ihre gewaltige Stimme ist auf zahlreichen CDs dokumentiert. Unter anderem auf dem 2005 erschienenen Album „Outro lado do Fado“, das den „Amalia Rodrigues“-Award als „Best Fado Album“ erhielt.
Besetzung:
Lenita Gentil – Gesang
Carlos Leitao – Klassische Gitarre, Gesang
Henrique Leitao – Portugiesische Gitarre, Gesang
Carlos Menezes – Bass
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WohinTippHQ 2 hours ago