Elfriede Gerstl verstarb am 9. April 2009 in Wien.
Sie gilt als eine der wichtigsten Autorinnen der österreichischen Nachkriegsliteratur nach 1945.
„Elfriede Gerstl war ein besonderer Mensch, und es ist nicht nötig, das irgendein Einzelner versucht, ihrer Art von Besonderheit zum Beispiel mit Worten eines Nachrufs zu entsprechen.“ (Franz Schuh)
Dem schließen wir uns gerne an, und lassen an diesem Abend ihre Texte für sie selbst sprechen. In den 70 Minuten versuchen Anna Morawetz, Heide Maria Hager und Nagy Vilmos einen Einblick in das über 50 jährige Schaffen dieser großartigen Autorin zu bieten.
„Alles was man sagen kann, kann man auch beiläufig sagen.“ (Elfriede Gerstl)
„Wendig, transportabel, leicht zitier- und erinnerbar sind ihre Texte. Als Gedicht, Essay etc. sind sie unbehaust, so wie man in möblierten Zimmern nur zur Untermiete wohnt, jederzeit bereit, wieder auszuziehen und die Möblage zum nicht geringen Erstaunen der Wohnungsbesitzer völlig unbenutzt zu hinterlassen, als wäre nie jemand in diesem Raum gewesen. Von „Denkkrümmeln“ und „Theoriebissen“ spricht die Autorin, wenn sie von den reflexiven Einsprengseln spricht, die notwendigerweise zu ihren Textsammlungen gehören. Auch ihre Gedichte macht Gerstl so klein, dass es kleiner nicht mehr geht, wobei diese Kleinheit sich hier aber nicht an der Anzahl der Zeilen bemisst, denn die könnten auch auf ein Nichts schrumpfen, sondern an den Graden der Sättigung. Kein Leser und keine Leserin soll und kann satt werden an dieser Literatur, was Wunder bei einer Autorin, die selbst nicht satt wurde und für die Sättigung bestenfalls ein Schimpfwort war.“ (Klaus Kastberger)
„Aber Gerstls Werk ist nicht ausschließlich leicht – die Leichtigkeit ist manchmal nur eine Tarnung gewesen, um den vor Kraft Strotzenden nicht im Wege zu stehen und umgeworfen zu werden, bevor man gesagt hat, was man über sie denkt. Das Informelle, das nicht von der Zeitung Vermerkte und das nicht vom Fernsehen Gesendete, war ihr Medium. Ihr Ruhm gründete auf einer unvermarktbaren Zuneigung, die viele Menschen für sie empfanden. Sie stand im Zentrum einer merkwürdigen Geistigkeit, einer Passion für Poesie und Intellektualität, die man einer Stadt wie Wien kaum noch anmerkt.“ (Franz Schuh)
„Elfriede hat jede Möglichkeit zugelassen. Das kann man vielleicht nur dann, wenn man fast vom Anfang an für den gewaltsamen Tod bestimmt war. Das andere als das Leben wird kurz angetippt, nur nicht aus dem Gleichgewicht bringen!, und dann ist man eben weg.“ (Elfriede Jelinek)
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WohinTippHQ 2 hours ago