Buchungsgebühren können anfallen
Alja Rachmanowa und ihr Mann sind wegen des „Roten Terrors“ nach Sibirien geflohen und kurze Zeit darauf wurden sie – wegen ihres Mannes, der ein österreichischer Kriegsgefangener war – aus der Sowjetunion ausgewiesen. Trotz schwierigster Umstände in Wien, wo sie nur durch die Hilfe anderer Menschen und mithilfe eines kleinen Milchladens in Ottakring finanziell überleben konnten, war es ihnen möglich, sich nach und nach ein zweites Leben in Österreich aufzubauen. Später dann sogar noch einmal in der Schweiz.
Das Leben Alja Rachmanowas ist von ihr selbst in den „Dokumentarromanen“ (u. a. eben „Milchfrau in Ottakring“) dargestellt worden. Diese Romane erreichten eine Gesamtauflage von mehr als zwei Millionen.
Lili Grün, die nur einige Jahre später als Alja Rachmanowa geboren ist, ging in den 1920er Jahren mit viel Hoffnung und Aufbruchsstimmung nach Berlin, um Theater zu spielen. Dort hat sie unter anderem als Hilfskraft in einer Konditorei gearbeitet und teilweise wegen Geldmangels gehungert. In ihrem Roman „Alles ist Jazz“ hat sie in der Figur der Elli ihre ständigen finanziellen Sorgen thematisiert. Schließlich kehrte sie aber lungenkrank nach Wien zurück.
Gerade einmal zwei Bücher wurden von Lili Grün veröffentlicht. Ihr dritter Roman erschien nur mehr als Vorabdruck in Fortsetzungen im Wiener Tag. Mit dem Anschluss 1938 hatte sie als jüdische Schriftstellerin keinerlei Möglichkeit mehr zu publizieren.
Lili Grün hat nicht überlebt. Sie war krank, verarmt und konnte Österreich nicht verlassen. Mit 38 Jahren ist sie beinahe spurlos von der Bildfläche verschwunden.
Es lesen: Susanne Pichler und Elisabeth Seethaler
Zusammenstellung: Brigitte Rainer (Die Milchfrau) und Elisabeth Seethaler
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WohinTippHQ 2 hours ago