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Fluchtpunkt, Körper, Tiefenverzerrung. Im neuesten Projekt des Wiener Choreografen Georg Blaschke und des Medienkünstlers Jan Machacek betreten drei Tänzer*innen Giotto’s Corridor. Sie gelangen an einen trügerischen Zufluchtsort, an dem sich räumliche Strukturen und Körper überlagern und perspektivische Gesetzmäßigkeiten immer wieder aufzulösen scheinen. Inspiration schöpft Giotto’s Corridor aus dem bahnbrechenden Werk des italienischen Malers Giotto, der als Wegbereiter der räumlichen Perspektive in der Malerei unsere Kunst und Wahrnehmung bis heute nachhaltig prägt.
Giotto di Bondone (ca.1276–1337) revolutionierte die Kunst seiner Zeit, indem er die zweidimensionale Darstellung überwand. Er experimentierte mit der perspektivischen Verkürzung von Landschaften und Gebäuden, verlieh menschlichen Körpern Plastizität und prägte mit seiner neuen Art der Darstellung nicht nur die Malerei der Renaissance, sondern auch unsere westliche Sicht auf die Welt. Da die mathematischen Gesetze der projektiven Geometrie erst später entwickelt wurden, arbeitete Giotto noch mit einer „provisorischen Perspektive“, die bisweilen in eine Welt perspektivischer Unlogik führt.
Welche Wirkkraft übt eine verfälschte Tiefenwahrnehmung auf den Körper, das Körperabbild und die Dramaturgie der Körper aus? Um diese Frage zu beantworten, erarbeiten Georg Blaschke und Jan Machacek in Giotto’s Corridor neuartige Gestaltungsprinzipien an der Schnittstelle von Körperperformance und videomedialer Intervention. Ihre eigens entwickelte Projektionstechnik greift das Motiv der „falschen“ Raumperspektiven Giottos auf, manipuliert die räumlichen Koordinaten und die gewohnte Tiefenwahrnehmung und lässt die Zuseher*innen so in ein visuelles und choreografisches Täuschungsmanöver eintauchen.
Georg Blaschke lebt in der Seestadt in Wien und arbeitet als freischaffender Choreograf, Kunstproduzent und Tanzperformer. Als Lektor für zeitgenössisches Tanztraining unterrichtet er bei Festivals, an Hochschulen und Konservatorien für Tanz und darstellende Kunst. In die spezifische Methode seines Unterrichts fließt immer die mit den jeweiligen Projekten verbundene somatische Praxis ein. Die aktuellen Produktionen sind besonders vom evolutionsgeschichtlichen Hintergrund desr tierischen und menschlichen Körper und ihren Darstellungsformen in der bildenden Kunst beeinflusst und werden meist als Interventionen speziell für unkonventionelle Performance-Räume entwickelt. Die choreografische Sprache kristallisiert sich im engen Wechselspiel der Bewegungsrecherche mit der Video-, Licht-, Kostüm- und Klanggestaltung heraus.
Jan Machacek ist Medienkünstler und Performer. Seine Bühnenarbeiten sind Schnittmengen von Raum, Körper und Projektion. Dabei beschäftigt ihn die Frage nach individuellen Handlungsspielräumen in einer von audiovisuellen Medien und Informationen dominierten Wirklichkeit. Machaceks Arbeiten waren u. a. bei den Wiener Festwochen, im Marstall (München) und im Museo Chopo (Mexico City) zu sehen.
Zuletzt arbeiteten die beiden Künstler im brut gemeinsam mit dem Musiker und Programmierer Oliver Stotz am Projekt ani_male.
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Kommentare
WohinTippHQ 54 mins ago