Beethoven wandte sich erst spät der Kirchenmusik zu, obwohl er bereits in seiner Bonner Zeit als Organist an verschiedenen Kirchen tätig war und später als Organist am kurfürstlichen Hof in Diensten war. Sein kirchenmusikalisches Werk ist mit nur zwei Messen auch nicht besonders umfangreich. Bei seinen beiden Messen – der Messe in C, op. 86 (1807), und der Missa solemnis in D, op. 123 (1819-1823) – handelt es sich zwar um Auftragswerke, die Werke entsprangen aber durchaus eigenen künstlerischen Interessen Beethovens. Religion besaß für Beethoven grundsätzlich große Bedeutung, darum können die beiden Messen auch als persönliche Glaubensbekenntnisse betrachtet werden.
Komponiert für den Fürstenhof Esterhazy in Eisenstadt fiel seine Komposition nach äußerst mühsamen Proben bei der Uraufführung am 13. September 1807 in der Bergkirche in Eisenstadt auch noch durch! Fürst Nikolaus soll angeblich zu ihm nach dem Gottesdienst gesagt haben: „Aber, lieber Beethoven, was haben Sie denn da wieder gemacht?“
Das in der traditionellen Festtonart C-Dur komponierte Werk gilt mit ihrer subjektiv-bekenntnishaften Tonsprache als modernes und zukunftsweisendes Werk, das für die Weiterentwicklung der Messkompositionen im 19. Jahrhundert bedeutsame Impulse gegeben und neue Maßstäbe gesetzt hat. Sie ist gekennzeichnet durch ausgeprägte Dynamik, Dramatik, Farbe und Kontrast.
Beethoven selbst schätzte seine Messkomposition sehr – er schrieb am 8. Juli 1808 an den Verlag Breitkopf & Härtel: „Von mir selbst sage ich nicht gerne etwas, jedoch glaube ich, daß ich den text behandelt habe, wie er noch wenig behandelt worden.“ Mit seiner Herangehensweise, jedes einzelne Wort des lateinischen Textes inhaltlich genau zu erfassen und durch Vertonung auszudeuten, erschloss er dem liturgischen Text neue Ausdruckswelten. Ihre Neuartigkeit schuf gleichzeitig einen neuen Zugang zum Glauben. Dem frommen Lauschen weicht aktives Zuhören!
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WohinTippHQ 39 mins ago