Seit den Anfängen der Entwicklungszusammenarbeit (EZA) nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich sehr viel im Verständnis von globaler Solidarität verändert. Zunächst ging es um eine Beendigung der Kolonialzeit. Die Einteilung in Erste, Zweite und Dritte Welt zur Zeit des Kalten Krieges machte nach dem Mauerfall 1989 recht schnell keinen Sinn mehr. Sprach man anfänglich von Entwicklungs-Hilfe, so herrschte spätestens seit dem Jahrtausendwechsel Konsens, dass Entwicklung einzelner Länder und globale Probleme nur gemeinsam und in Kooperation gelöst werden können.
Im Jahr 2000 wurden die Millenniumsziele für die Entwicklungsländer festgeschrieben. Sie haben zu zahlreichen Verbesserungen geführt, aber nicht alle hochgesteckten Ziele wurden erreicht. Darum wurden die Nachhaltigkeitsziele der UNO 2015 vereinbart. Sie gelten nicht nur für Entwicklungs- sondern genauso für Industrieländer.
Doch was sind im Jahr 2022 die Motive der reichen Staaten, sich weiter für Entwicklungszusammenarbeit zu engagieren? Und wie müsste diese in Folge dessen heute ausgestaltet werden? Das 7. Gutenberger Ethik-Forum leuchtet diese Fragen aus drei Blickwinkeln aus:
1. Wirtschaft: Chris Humphrey meint, die Wirtschaft interessiere sich in den letzten Jahren neu für die Entwicklung des globalen Südens. Denn, wer weder Arbeit noch Geld hat, kann kein Kunde sein. Er sieht zwei neue Ansätze der Wirtschaft zur Unterstützung der EZA: eine technologie- und marktgetriebene Entwicklung und impact investment, also Gutes tun und dabei auch noch Geld verdienen.
2. Politik: Christian Wenaweser sieht für Liechtenstein eine Möglichkeit, die Welt durch internationale Politik gerechter zu gestalten. Anhand der Environment, Social and Governance (ESG) Agenda und der Liechtensteiner FAST-Initiative (Finanzinitiative gegen moderne Sklaverei und Menschenhandel) zeigt er dies auf. (Er wird online aus New York zugeschaltet sein.)
3. Religion: Für Josef Estermann ist eine vielfältige Zivilgesellschaft Grundlage von Teilhabe und Demokratisierung. Eine gute, gerechte und friedliche Welt sei ohne den Einbezug von Religion und Kultur nicht zu erreichen. Sie sind Kontrapunkt zu einer stark ökonomizistischen EZA.
Referenten:
Dr. Josef Estermann, Theologe und Philosoph, über 17 Jahre Erfahrung in der EZA in Südamerika, bis zur Pensionierung zuständig für Grundlagen & Forschung bei der PEZA-Organisation Comundo (Personelle EZA).
Dr. Chris Humphrey, PhD in International Development, Dozent am NADEL (Zentrum für Entwicklung und Zusammenarbeit, ETH), Berater von Entwicklungsbanken.
Christian Wenaweser, seit 2002 UNOBotschafter Liechtensteins in New York (wird online aus New York zugeschaltet sein).
Moderation: Andrea Hoch, selbständige Projektleiterin, Koordinatorin des Netzwerks für Entwicklungszusammenarbeit und Stiftungsrätin von Wir Teilen: Fastenopfer Liechtenstein
Bei Anreise mit dem Auto, bitte das Parkhaus Lindaplatz SAL benutzen.
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WohinTippHQ 48 mins ago