AVEC - „I Don’t Pray“
Der neue Song von AVEC hätte ursprünglich nie veröffentlicht werden sollen. Zu privat und zu persönlich ist der Stoff. Denn „I Don’t Pray“ handelt vom tragischen Tod ihres geliebten Onkels, der Anfang 2020 viel zu früh mit 42 Jahren aus dem Leben gerissen wurde. Kurz vor seinem völlig überraschenden Verscheiden konnte der junge Familienvater gerade noch in den letzte AVEC Longplayer reinhören. Seine Nichte hatte ihm das Album „Homesick“ noch vor dem offiziellen Erscheinungstermin zukommen lassen. Sie war stolz auf das Interesse des Onkels, der die junge Musikerin von Anfang an unterstützte und schon in ihren frühen Teenagerjahren als einer der Ersten ihr unglaubliches Potenzial erkannte. Doch das sollte ihr letzter Kontakt bleiben.
Die Familie der Oberösterreicherin war völlig unvorbereitet auf die Diagnose, dass eine zuerst als harmlos erachtete Krankheit einen schweren Verlauf nehmen würde und kaum Aussicht auf Heilung bestand. AVEC selbst stand völlig unter Schock und konnte sich nur mit dem helfen, das sie am Besten kann: Einen Song schreiben. Unter dem Eindruck dieses drohenden Szenarios entstand in kürzester Zeit der erste Teil von „I Don ‘t Pray“, mit der zentralen Textzeile „no I don’t pray, but tonight I do“ und der Hoffnung, dass sich doch noch alles zum Guten wenden könnte.
Doch es sollte noch schlimmer kommen. Nach nur 7 Tagen fand das bange Hoffen ein jähes Ende. Ihr Lebensmensch hatte sie verlassen. Wohin mit den tief empfundenen Trauergefühlen und wie mit der Sinnlosigkeit dieses Todes umgehen? AVEC hatte schon auf ihrer ersten äußerst erfolgreichen Single „Granny“ (2016) über die Alzheimer-Erkrankung ihrer Großmutter einen völlig unverstellten Zugang zu ihren ganz privaten, dunklen Gefühlen gewährt. Und so wählte sie auch diesmal wieder den Weg der Schmerzen, den Weg in den Schmerz und stellte den zweiten Teil von „I Don’t Pray“ unmittelbar nach Eintreffen der Todesnachricht fertig. Dann wanderte das Stück allerdings in die Schublade, mit der Intention es nie zu veröffentlichen. Anschließend kamen Corona, ein Albumrelease und eine abgesagte Tour.
Nun mit einem Jahr Abstand war AVEC in der Lage den Song „I Don’t Pray“ neu zu betrachten und kam zur Einschätzung diesen doch zu veröffentlichen und zu versuchen, damit auch die Trauerarbeit abzuschließen. Aus der ersten Akustikversion schälte die Musikerin in ihrer unnachahmlichen Manier eine komplett arrangierte Gänsehautnummer. AVEC gelingt das Kunststück mit meisterhafter Leichtigkeit – getarnt hinter einer eingängigen Melodie – das schwere Thema Tod im Popformat zu vermitteln und so ihrem geliebten Onkel ein unsterbliches Denkmal zu setzen. Er wäre sicher stolz auf seine Nichte, die in ihrer dunkelsten Stunde Größe bewiesen hat.
Da treten sogar die unglaublichen Erfolge des Familienmenschen AVEC in den Hintergrund. Mit Mitte 20 hat die Oberösterreicherin mittlerweile viel erreicht und ist an einem entscheidenden Punkt ihrer Karriere ankommen, an dem sie als international relevanter Popact wahrgenommen wird. Nachdem schon ihre ersten Releases breit im heimischen Radio gespielt wurden, hatte sie von Anfang an auch die Aufmerksamkeit der Streamingplattformen (auf Spotify mittlerweile gesamt über 60 Mio. Plays) und sammelte dort internationales Publikum. 2020 gewann sie gar die Female Spotify Campaign und im Zuge der Albumveröffentlichung folgte in Wien eine Spotify live recording session. Preise konnte die junge Musikerin auch schon einige einheimsen, 2019 folgte nach einigen Nominierungen ihr erster Amadeus-Award (in der Kategorie Alternative) und im selben Jahr gewann AVEC den Music Moves Europe Talent Award (in der Kategorie Singer/Songwriter) des wichtigen Eurosonic Festivals.
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WohinTippHQ 2 hours ago