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Di 8. Mär 2022, 19:30 | |
Kammeroper in einem Akt von Wolfgang Rihm / Text von Michael Fröhling frei nach Georg Büchners »Lenz« / In deutscher Sprache mit Übertiteln
Was hält und stützt den Menschen, wenn sein Geist entflieht? Wenn sich im ziellosen Getriebensein der Lebenskraft der gähnende Abgrund der Existenz öffnet? Ist die Kunst ein Heilmittel gegen psychische Zerrüttung – oder vielmehr deren Katalysator?
Jakob Michael Lenz, der in jungen Jahren als Autor stilbildend für die Epoche des Sturm und Drang gewirkt hatte, erkrankte im Alter von 27 Jahren selbst an Schizophrenie. 1778 nahm der sozial engagierte Pfarrer Johann Friedrich Oberlin den Dichter bei sich auf und hoffte, gemeinsam mit dem Philosophen Christoph Kaufmann den Anfällen von Lenz’ psychischer Krankheit etwas entgegensetzen zu können.
Den zunehmenden geistigen Verfall des Dichters schilderte Oberlin in seinen Notizen, die schon 1835 den 22-jährigen Georg Büchner zu seiner Novelle Lenz inspirierten, von der sich fast 150 Jahre später wiederum der erst 25-jährige Komponist Wolfgang Rihm zu einer Kammeroper anregen ließ. Der unaufhaltsame Sog der seelisch-geistigen Verstörung und der musikalischen Ausdruckswucht zieht den Zuhörer direkt in die zerrüttete Psyche des Dichters. Zu den historisch-realen Figuren Lenz, Oberlin und Kaufmann gesellen sich sechs Stimmen – Projektionen des inneren Zustands von Lenz, seiner Ängste und Träume, aber auch Stimmen der Umwelt. Ununterscheidbar überlagern sich Wirklichkeit und Halluzination; Lenz’ psychisches Erleben verschmilzt mit dem ihn umgebenden Klang. Für Lenz gibt es keinen Ausweg aus seinem verstörenden Wahrnehmungsstrom, für ihn bleibt nur noch die Zwangsjacke. Seit der Uraufführung 1979 entwickelte sich Rihms jugendliches Meisterwerk zu einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Opern des 20. Jahrhunderts.
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Kommentare
WohinTippHQ 18 mins ago