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Wie malt man ohne Pinsel? Wie kommt die Farbe auf die Leinwand, wie kann ein Bild entstehen, wenn das alltägliche Werkzeug des Künstlers nicht verwendet wird?
Diese Frage stellt sich Jiří Georg Dokoupil seit 1986, als er beschliesst seinen Pinsel wegzulegen und zu einem „untypischen“ Maler zu werden. Er wird zum „Tüftler“, zum Erfinder, der sich mittels diverser Hilfsmittel einer klassischen Leinwand zuwendet. So „malt“ er z.B. über Kopf mit einer brennenden Kerze seine Leopardenbilder – Russbilder – eindrückliche Werke entstehen, deren Wildheit des Tieres auch in der Ausführung erkennbar ist. Russ in allen Schattierungen – ein Spiel mit dem Feuer in jeglicher Hinsicht.
Abseits davon experimentiert er mit Seifenlauge. Pigment wird in diese eingebunden, ruhen gelassen, die richtige Konsistenz muss entstehen, um dann die daraus entstehende Seifenblase mit dem Bildträger einzufangen. Das Zerplatzen ist der Farbauftrag, der Abdruck wird zum zufälligen Erscheinungsbild. Seifenblasen zerplatzen übereinander – oder treten einzeln auf die Leinwand, eine Leinwand, die vorher grossflächig grundiert wurde und zum bereitwilligen Fundament dieser einzigartigen Malerei wird. Es entstehen einzigartige Werke, die eine enorme Tiefenwirkung haben und die von einer geführten Zufälligkeit gesteuert sind.
Seit 1992 arbeitet Jiří Georg Dokoupil nun an seiner Serie der „Bubbles“, der Seifenblasenbilder und er hat Zeit gebraucht, die Seifenblase in ihrer Konsistenz zu einer Perfektion zu bringen. Die erste Blase hat sich laut einer seiner Erzählungen noch nicht einfangen lassen und ist beim Versuch von der Leinwand wieder „abgeprallt“ und weitergeschwebt. Dokoupil erfindet also, er prüft, versucht und wendet sich allen möglichen Materialen zu, um seine Kunst über die klassische Malerei hinaus zu entwickeln. Es sind Serien die entstehen, Serien, benannt nach seinen Malutensilien.
Jiří Georg Dokoupil wurde 1954 in der ehemaligen Tschechoslowakei geboren und ist dann mit seiner Familie als 14-Jähriger nach Deutschland geflüchtet. Sein Werdegang hat ihn zum Kunststudium in Deutschland und New York geführt und auch wenn er ursprünglich Mathematiker oder Filmemacher werden wollte, wurde er als Künstler schon ab 1980 zum fixen Mitglied der Kölner Künstlergruppe „Mühlheimer Freiheit“. Die Künstler der 1980er Jahre, welche in der Kunstgeschichte als „Junge Wilde“ eingegangen sind, haben sich in ihrem Werk, in ihrer Malerei bewusst diametral gegen die Avantgarde (Minimalismus oder auch Konzeptkunst) gewandt – sie haben tief in den Farbtopf gegriffen und haben die Punk Kultur der 80iger auf die Leinwand gebracht. Jetzt lehnt Dokoupil jegliche Zuordnung ab, keine Begrifflichkeit soll seine Arbeit beschreiben. Er bleibt singulär in seiner Kunst und gehört unweigerlich zu den eindrücklichsten Vertretern der heutigen Malerei. Neben Ausstellungen in den wichtigsten Museen der Welt u.a. Hamburg, Madrid, Wien, New York war er auch an der documenta 7 in Kassel vertreten. Zahlreiche internationale Sammlungen sind im Besitz seiner Werke.
Heute lebt und arbeitet Jiří Georg Dokoupil in Madrid, Rio de Janeiro, Bulgarien und Gran Canaria.
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Kommentare
WohinTippHQ 41 mins ago