Es war nicht alles schlecht unter Gott. Gut war zum Beispiel, dass alles schlecht war. Denn alles, was man tat, war Sünde. Wir waren alle gute Christen und hatten einen Heidenspaß. Die Hölle zählte Leistungsgruppen, Ablässe waren das perfekte Last-Minute-Geschenk und lasterhaft zu sein noch Kunst. Doch dann starb Gott ganz unerwartet an chronischer Langeweile. Und bei der Testamentsverlesung hieß es, wir wären alle von der Ursünde enterbt. Fortan war kein Mensch mehr schlecht, jedes Laster nunmehr straffrei und die Hölle wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. So fand der Spaß ein jähes Ende.Darum gilt es, die Sünden neu zu erfinden. Wie widersetzt man sich der Spaßgesellschaft ohne den eigenen Spaß einzubüßen? Wie empört man seine Umwelt ohne als Künstler verleumdet zu werden? Wie verweigert man sich dem Konsumerismus ohne auf irgendetwas zu verzichten? Wie verachtet man die Unterhaltungsindustrie ohne Adorno schmeichelnd ans Gemächt zu fassen? Wie wird man zum Ketzer einer säkularisierten Welt?Seien Sie neidisch auf andere, doch anstatt ihnen nachzueifern, ziehen Sie sie auf Ihr Niveau. Seien Sie träge und zeigen Sie Ihrem Partner, wer in der Beziehung die Windeln anhat. Seien Sie jähzornig und beschimpfen Sie Werner Herzog. Seien Sie wollüstig und beschränken Sie sich nicht auf die zwei, drei Abgründe Ihres Körpers. Seien Sie eitel und entreißen Sie Ihre Schönheit dem trüben Auge des Betrachters. Seien Sie geizig und teilen Sie nicht länger brüderlich wie Kain den Schädel seines Bruders. Seien Sie maßlos in allem, nur niemals der Mittelmäßigkeit!Lisa Eckhart, gebürtige Steirerin Jahrgang 1992, kroch mit Performance und Texten so gnadenlos wie der Katholizismus und so wortgewandt wie eine Nationalratssitzung 2015 aus der verbrannten Erde der Poetry-Slam-Ecke, um sich in der Kabarettszene Österreichs mehr Raum zu verschaffen. Motto: Gebt ihr Stift, Papier und Bühne und niemand wird verletzt! Für ihr Kabarett-Debüt "Als ob Sie etwas Besseres zu tun hätten" wurde sie mit dem Förderpreis zum Österr. Kabarettpreis ausgezeichnet. "Die Vorteile des Lasters" ist Lisa Eckarts zweites Soloprogramm."Sie besticht mit ihrer faszinierenden, wie einem Salon der Zwanzigerjahre entsprungenen Kunstfigur, mit rabenschwarzem Humor, souveräner Bühnenpräsenz, bösem Witz und nicht zuletzt mit dem größten poetischen Talent, das derzeit die Kabarettszene bereichert." (Jurybegründung Österr. Kabarettpreis 2016 Förderpreis)"Maliziöses Lächeln, böse Reime und geschliffener Vortrag" (Südd. Zeitung)Ausgezeichnet mit dem Förderpreis zum Österr. Kabarettpreis 2016 und dem Prix Pantheon 2017 Jurypreis "Frühreif & Verdorben"!
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WohinTippHQ 24 mins ago