Platypus Ensemble
Programm
Luciano BERIO (ITA) | chamber music
Michael JARRELL (CHE) | Assonance Ib
Rebecca SAUNDERS (GBR) |o , yes & I
Elliott CARTER (USA) | enchanted preludes
Rhona CLARKE (IRL) | Edge
Aron LUDWIG (DEU) | If he…O! Eh? No…No. (UA)
Peter JOYCE (IRL) | Cowley’s Chords (UA)
Kaum ein anderes Werk der modernen Literatur hat die literarische Welt und die Kunst des 20. Jahrhunderts mehr geprägt als James Joyce‘ Opum magnus „Ulysses“. Wir möchten das Jubiläum seines 100-jährigen vollständigen Erscheinens zum Anlass nehmen, ein dem Autor gewidmetes Programm von Werken verschiedener Generationen von Komponist*innen darzubieten, welche entweder einen direkten Bezug zu seinem Werken aufweisen oder deren Schaffen im Allgemeinen stark von diesem Autor beeinflusst wurde.
Rebecca Saunders‘ o, yes & I nimmt direkten Bezug auf „Ulysses“, indem sie das vielleicht berühmteste Kapitel, Molly Blooms Monolog Soliloquy, vertont, in welchem Joyce‘ meisterhafte und radikale Neubeschreibung des Bewusstseinsstromes einen völlig neuen und bis dahin nie dagewesen literarischen Ausdruck schuf. Saunder‘ Werk knüpft mit seiner fragmentarischen Klangsprache direkt an Joyce‘ Ausdruck an und ergründet auf musikalischer Ebene die Möglichkeiten des Bewusstseinsstromes.
Luciano Berios chamber music vertont drei Gedichte aus der gleichnamigen Sammlung von Joyce, welche zu den frühesten Werken des Autors gehören. Auch wenn hier die Darstellung des Bewusstseinsstromes noch nicht in der gleichen Radikalität wie später zum Einsatz kommt, so zeigen sich in der Musik Berios schon starke Einflüsse jener Spontanität und Unmittelbarkeit, welche so prägend für seine späteren Werke wurden. Starke, zerklüftete Phrasen wechseln sich mit ruhigen Passagen ab und bieten Zuhörenden keine Möglichkeit des Weghörens aus dieser bizarr anmutenden Welt.
Auch wenn die Enchanted Preludes von Elliot Carter keinen direkten Bezug zu Joyce‘ Werken haben, so hat der Komponist selbst immer wieder betont, welch starken Einfluss der Autor auf sein musikalisches Schaffen hatte. Das lässt sich unter anderem daran feststellen, wie spielerisch der Komponist mit seinen Kompositionstechniken umgeht. Oftmals als serieller Komponist bezeichnet unterwirft sich Carter seinen eigenen Prinzipien nie vollständig, sondern nutzt sie als mehr als Experimentierfeld. In diesem Zugang ähnelt er Joyce sehr, welcher sich den Regeln der Sprache immer weniger unterwarf und so zu einem neuen Ausdruck führte. Die Enchanted Preludes bilden dabei keine Ausnahme und strotzen nur so von Spontanität und lyrischem Einfallsreichtum, auch wenn sie dabei einem strengen Regelwerk folgen.
Zu den etablierten Werken, werden auch bei diesem Konzert wieder mehrere Uraufführungen junger Komponist*innen dargeboten. Der Komponist Aron Ludwig, welcher auch Teil des Platypus Ensembles ist, wird ein neues Werk für dieses Projekt schreiben. In seiner Tonsprache beschäftigt er sich mit der Fragmentierung musikalischer Gedanken, welche oftmals in schnellen Schnitten zwischen verschiedenen Ideen resultieren und so einen direkten Bezug zu Joyce‘ Literatur herstellen, bei welchem Gedankensprünge und Brüche in der Sprache zu den wichtigsten Ausdrucksmitteln zählen. Daneben wird auch der irische Komponist Peter Joyce ein neues Stück für das Ensemble komponieren.
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Kommentare
WohinTippHQ 51 mins ago