Das Wienerische im Tonfall hat der Architekt Rudolf Reuven Trostler (1908-1999) bis an sein Lebensende behalten, auch wenn er Hebräisch oder Englisch sprach. Genauso hat er die Werte, die er vor allem von Oskar Strnad, seinem Professor an der heutigen “Angewandten”, vermittelt bekam, in seinen Bauten und Tätigkeiten angewandt. Trostler zeichnete Vielseitigkeit, Geschicklichkeit und Materialkenntnis aus, denn er stammte aus einer Handwerkerfamilie, sein Großvater war Tapezierer, ein seltener Beruf unter Juden.
Er wollte mehr, studierte Architektur, wurde aber auch Tischlermeister. Später nahm Trostler an Wettbewerben unter anderem für die Reichsbrücke und für das Hotel am Kahlenberg teil. In Wien war er vor allem als Innenarchitekt tätig und richtete Damenmodesalons sowie das von Richard Neutra entworfene Haus in der Werkbund-Siedlung ein. Die zwangsweise Emigration nach Eretz Israel war mit Verlust und Trennung verbunden, eröffnete ihm aber auch neue Möglichkeiten. Als Architekt trug er Wesentliches zum Aufbau des neuen Israel bei; seine Industriebauten, Wohnsiedlungen, Polikliniken und Bürobauten lassen sich im ganzen Land finden. Seine Architektur ist moderat modern und funktionell geplant, jedoch griff Trostler hin und wieder auf Motive zurück, die er in Wien aufgenommen hatte.
Kuratorin Andrea Winklbauer im Gespräch mit Edina Meyer-Maril und Elana Shapira.
Edina Meyer-Maril forscht und publiziert zu europäischen und vor allen deutschstämmigen Architekten in Eretz-Israel/Israel, zur Architektur der Synagoge und des Volkshauses und zum Orientalismus in der Malerei und der Architektur.
Elana Shapira ist Design- und Kulturhistorikerin und Lektorin an der Universität Wien, CEU Wien, und Universität für angewandte Kunst Wien, Abteilung Kulturwissenschaften.
Einlass: 18:00 Uhr
Eintritt frei
Um Anmeldung wird gebeten: Tel.: +43 1 535 04 31-1510 oder E-Mail: events@jmw.at
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WohinTippHQ 56 mins ago