13. Juni, 20 Uhr
Lesung - Durch Bagdad fließt ein dunkler Strom
In ihrem Roman „Durch Bagdad fließt ein dunkler Strom“ erzählt Mona Yahia von einer Kindheit und einer Familie während der 1950er- und 1960er-Jahre in Bagdad – im Kontext der Geschichte der letzten Juden im Irak. Israels Sieg im Sechstagekrieg gegen vier arabische Staaten löste 1967 eine Verfolgungswelle gegen die jüdischen Gemeinden in der arabischen Welt aus. Der Text erzählt von den Umständen, den Vorbereitungen und der (gelingenden) Flucht der Familie in den Iran – und thematisiert Fragen der Identität sowie zur Auseinandersetzung mit den Begriffen „Heimat“ und „Muttersprache“ aus der Perspektive eines heranwachsenden Mädchens.
Mona Yahia ist Künstlerin und Schriftstellerin in Köln. Zu ihren Werken gehören Romane, Erzählungen und Kurzgeschichten, aber auch künstlerische Installationen und Objekte, mit denen sie u.a. die deutsche Erinnerungskultur mit Blick auf die Shoah kommentiert.
14. Juni 20 Uhr
Filmabend - Forget Baghdad. Jews and Arabs - The Iraqi Connection
Forget Baghdad. Jews and Arabs – The Iraqi Connection
Ein Film von Samir, Deutschland/Schweiz 2002, 112 min.
Jüdische Araber? Arabische Juden? Sephardim? Mizrahim? In seinem Film „Forget Baghdad“ erzählt der Zürcher Filmregisseur und Produzent von einer lang vergessenen Geschichte aus dem Nahen Osten: der Emigration irakischer Juden nach Israel. Seit den 1990er Jahren findet in Israel eine bis heute lebhafte Debatte statt: Intellektuelle Mizrahim, orientalische Juden, kritisieren die Politik der Entfremdung und Instrumentalisierung der arabischen Juden durch die kolonialen Ansprüche der europäisch geprägten Gründergeneration Israels. Baghdad ist bis heute für Sie ein Ort einer verzweifelten Sehnsucht nach einer unmöglich erscheinenden Identität als Juden UND Araber.
15. Juni 20 Uhr
Vortrag - Jüdischer Islam? DIe Nahda und die Wissenschaft des Judentums: Araber, Juden, und die Kritik
Ab den 1830er Jahren wurden Juden in Europa zu führenden Gelehrten des Korans und des frühen Islams. Indem sie die Parallelen zwischen dem Koran und den rabbinischen Schriften betonten, entwickelten jüdische Gelehrte eine Bejahung des Islam, die sich erheblich von ihren eher negativen Ansichten über das Christentum unterschied. Ihre Gelehrsamkeit setzte sich, wenn auch mit einigen Veränderungen im Ton, bis in die 1930er Jahre fort und wanderte dann in andere Teile der Welt ab. Es war ein einzigartiger Orientalismus, der bis heute als Begründer der Islamwissenschaft gilt und den Islam als eine Schatzkammer tiefer und hilfreicher Einsichten und als ein Zeichen für die zentrale Bedeutung des Judentums beim Aufbau des Abendlandes ansah. Der Islam, und insbesondere der Koran, wurde zur Vorlage für den Aufbau eines modernen Judentums.
Zur gleichen Zeit kamen arabische Studenten und Intellektuelle, sowohl Muslime als auch Christen, nach Europa, um wissenschaftliche Methoden zu studieren, die sie in den Nahen Osten mitnehmen konnten. Wie die Juden neigten auch die arabischen Intellektuellen dazu, die Moderne mit Europa zu identifizieren, doch sowohl Juden als auch Araber standen den europäischen Orientalisten und den Verzerrungen und Missverständnissen ihrer Gelehrsamkeit äußerst kritisch gegenüber. Der Vortrag wird sich auf vier Persönlichkeiten konzentrieren: Abraham Geiger (1810-1874), Gustav Weil (1808-1889), Rifa al-Tantawi (1801-1873) und Aḥmad Fāris al-Shidyāq (1805-1887). Ich werde ihr Engagement für die Wissenschaft des Judentums bzw. die Nahda vergleichen und Parallelen zwischen dem jüdischen Anliegen, Bildung zu erwerben, und der arabischen Nahda (Renaissance) ziehen
Eintritt frei!
Keine Reservierung erforderlich
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Kommentare
WohinTippHQ 14 mins ago