2018 hatte der russische Spielfilm „Sobibor“ Premiere, rechtzeitig zum 75. Jahrestag des Aufstands am
14. Oktober 1943. Das Werk ist eine von nur wenigen Annäherungen an die Shoah in der russischen Filmgeschichte, wurde vom russischen Kulturministerium gefördert und weltweit aggressiv vermarktet.
Zum 80. Jahrestag und eineinhalb Jahre nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist es Zeit, sich dieses zentrale und massentaugliche Vehikel der russischen Geschichtspolitik noch einmal anzusehen. Welche Rolle spielt die Shoah in der russischen Erzählung des Zweiten Weltkriegs? Wie geht der Kreml mit den nach Sobibór deportierten sowjetischen Kriegsgefangenen um, die so große Bedeutung für das Aufstandsgeschehen hatten? Wie verhält sich der Film zur Singularität der Shoah und ihrem Wesen als anti-jüdischem Verbrechen?
Im Mittelpunkt von Raphael Utz‘ Vortrag steht eine genaue Analyse des Films und seiner erzählerischen Mittel. Kontextualisiert wird dies durch einen genauen Blick auf Geschichte und Akteure des Aufstands 1943 und der erinnerungskulturellen Konflikte um Sobibór seit den 1960er Jahren.
Raphael Utz studierte in Heidelberg und Oxford und wurde an der Universität Heidelberg mit einer Arbeit zum Zusammenhang zwischen russischem Nationalismus und Außenpolitik vor der Revolution promoviert. Von 2010 bis 2021 war er Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Imre Kertész Kollegs an der Universität Jena und leitet seit 2021 die Stabsstelle zur Errichtung des Dokumentationszentrums „Zweiter Weltkrieg und deutsche Besatzungsherrschaft in Europa am Deutschen Historischen Museum in Berlin. Er hat umfangreich zur Nachgeschichte der Shoah in Polen und zur Erinnerungskultur in Sobibór geforscht und publiziert.
Einlass 18:00 Uhr
Eintritt frei
Um Anmeldung unter Tel. +43/1/535 04 31-1510 oder events@ jmw.at wird gebeten.
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WohinTippHQ 57 mins ago