Über die kleineren der insgesamt 342 Ghettos im Generalgouvernement Polen ist wenig bekannt – weder über die Dauer ihrer Existenz noch über die Anzahl der in ihnen eingesperrten Jüdinnen und Juden. Waren sie anfangs noch "Abladeplätze", wurden sie mit Beginn der "Aktion Reinhardt" im Frühjahr 1942 zu Zwischenstationen auf dem Weg zur systematischen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung.
Über 9.000 Jüdinnen und Juden wurden zwischen Februar 1941 und Mai 1942 von Wien in die Ghettos des Generalgouvernements deportiert. Die erhaltenen Akten zeigen sie als Orte gewöhnlicher Bürokratie, befassen sich mit Bauwesen, Hygienemaßnahmen und Lebensmittelpreisen. Die Ghettos und ihre Bewohnerinnen und Bewohner kommen nicht vor. Anhand von persönlichen Briefen, Dokumenten der Nachkriegsprozesse und akribischer Recherche setzt Walter Manoschek zahlreiche Puzzleteile zu einem Bild zusammen. Er deckt die von den Nazis gezielte Vertuschung hinsichtlich ihrer Vernichtungspolitik auf, eruiert Schicksale von Opfern und benennt Täter. Dadurch gelingt ihm ein unentbehrliches und grundlegendes Werk politischer Geschichte.
Walter Manoschek, geboren 1957 in Wien, war bis 2022 als außerordentlicher Professor für Politikwissenschaft am Institut für Staatswissenschaft an der Universität Wien tätig. Er verfasste zahlreiche Publikationen zu den Themen Nationalsozialismus und Holocaust.
Einlass 18:00 Uhr
Eintritt frei
Um Anmeldung unter Tel. +43/1/535 04 31-1510 wird gebeten.
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WohinTippHQ 11 mins ago