Was für ein Beginn: Vier Paukenschläge und dann ein erster Gesang ohne Worte, dem in diesem Programm noch viele weitere folgen werden. Mit dem denkwürdigen Auftakt von Beethovens Violinkonzert zieht die CAMERATA den Vorhang zu ihren Saisonkonzerten auf und tritt mit einem besonderen Solisten speziell für dieses Werk auf. Christian Tetzlaff hat Beethovens Konzert wohl so oft wie kein anderer gespielt, mehr als 350 Mal, dabei hat es in dem deutschen Geiger „eine große Genese zu einem Gefühl von Freiheit und Liebe durchgemacht“. Mittlerweile hat er sich „so tief in die Materie hineinbegeben können, dass man in jedem Moment, in dem man spielt, die Melodien deklamiert und versucht, sie den Hörern ins Herz zu spielen.“ Etwas, worin sich Tetzlaff mit den Musiker:innen der Camerata trifft: „Von Herzen – möge es wieder zu Herzen gehen!“ – Beethovens Motto für seine „Missa solemnis“ lässt sich auf all seine Musik ausweiten. Im Violinkonzert wird für Tetzlaff die „Paukenwelt, die mit bitteren Schlägen des Orchesters einhergeht, einer Welt von Melodien gegenübergestellt, die wie Kinderlieder daherkommen“.
Zu einem anderen Gesang, einer Arie im Sinne des Wortes, führen Tetzlaff und die Camerata danach: „Aria“ nannte der deutsche Komponist Jörg Widmann ein Werk für 13 vielstimmig geteilte Streicher, die als imaginäre Gesangsstimmen erscheinen. Eine Violine und eine Bratsche treten aus diesem „Vokalensemble“ konzertierend hervor, ihnen kommt quasi die Rolle von Gesangssolisten zu.
In Schumanns zweiter Symphonie hört man ein heftiges Herzpochen von inneren Kämpfen des Komponisten, von denen er sich schließlich orchestral mit Erinnerungen an eine Melodie aus Bachs „Musikalischem Opfer“ und an ein unvergängliches Beethoven-Lied freimachen konnte: „Nimm sie hin denn, meine Lieder“ – Schlussgesang eines besonders gesangvollen Camerata-Konzertes.
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WohinTippHQ 33 mins ago