Als wichtige West-Ost-Verbindung spielt das Klostertal seit dem Mittelalter eine bedeutende Rolle. Schon damals entstanden Gasthäuser an der Straße zum Arlberg, die für die Reisenden Einkehrmöglichkeiten darstellten. Die erste urkundliche Erwähnung des Tales hängt mit einer Herberge zusammen, die durch den Johanniterorden ab 1218 entstand. Von diesem “Kloster” als Einkehrmöglichkeit am Arlbergweg erhielt schließlich das ganze Tal seinen Namen. Mit dem Ausbau der Straße ab der Regierungszeit Kaiser Josephs II. und insbesondere der Errichtung der “Haupt-, Post- und Kommerzialstraße” über den Arlberg 1822 und 1824 nahm das Verkehrswesen bedeutend zu. In dieser Zeit entstanden Gasthäuser, die teilweise bis heute exisitieren. Ihre Geschichten stehen im Mittelpunkt des Projekts, wobei wir vor allem auch Methoden der Oral History anwenden, um die Bedeutung von Gasthäusern im dörflichen Leben zu dokumentieren.
Die ältesten noch bestehenden Gasthäuser im Klostertal gehen auf das 18. Jahrhundert zurück und sind in Zusammenhang mit der Zunahme des Arlbergverkehrs in dieser Zeit entstanden. Sie sind Baudenkmäler der besonderen Art und Erinnerungsorte an das gemeinschaftliche Leben in vergangenen Zeiten. Teilweise befinden sich diese Häuser seit langer Zeit in Familienbesitz – was besonders bei den heute überregionale bekannten Gasthäusern “Traube” und “Rössle” in Braz illustriert werden kann. Einen besonderen Boom an neu entstehenden Wirtshäusern erlebte das Klostertal in den Jahren 1880 bis 1884. Beim Bau der Arlbergbahn strömten tausende Arbeiter aus allen Teilen der Donaumonarchie in die Region. Für ihre Verköstigung wurden reihenweise neue Gasthäuser eröffnet. Manche von ihnen konnten sich auch über die Bahnbauzeit hinaus halten. Der moderne Tourismus gab in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts neue Impulse.
Das vielzitierte “Gasthaussterben” ist im Klostertal gegenwärtig besonders deutlich erkennbar. Bestanden vor rund 30 Jahren in der gesamten Region von Bings am Eingang des Tales bis nach Stuben am Arlberg noch etwa 40 Gasthäuser, ist deren Zahl bis heute auf etwa die Hälfte geschrumpft. Die Ursachen dafür sind vielfältig, oft hängen sie mit der fehlenden Nachfolge zusammen. Aus diesem Grund sehen wir im vorliegenden Projekt einen wichtigen Impuls. Wir möchten Denkanstöße geben und Probleme aufzeigen, denn Dörfer ohne gesellschaftliche Zentren sind vom Aussterben besonders bedroht.
Eröffnung der Ausstellung im Klostertal Museum: Freitag, 28. Juni 2024 um 19 Uhr
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WohinTippHQ 1 hour ago