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Nach dem 30 jährigen Jubiläum des teatro caprile und der erfolgreichen Kooperation mit der Villa Falkenhorst im Herbst 23 setzt teatro caprile erneut ein starkes Zeichen für die Verbindung innovativer Theaterformate und lokaler Geschichte.
Der Walgau, heute meist als Un-Ort, als Transitroute, die man rasch hinter sich lassen will, wahrgenommen, war im 19. Jahrhundert dank der Wasserkraft aus den Seitentälern, dem Arbeitskräftepotential verarmter Bauernfamilien und der neu gebauten Eisenbahn eine Boomgegend: Ausländische wie einheimische Unternehmer etablierten hier – wie in ganz Vorarlberg – mit billigen Rohstoffen aus fernen Ländern eine bis ins letzte Drittel des 20. Jahrhunderts florierende Textilindustrie, die in Thüringen mit den Familien Douglass und Kastner verknüpft ist.
Bei uns aber stehen jene im Mittelpunkt, die den Reichtum der Fabrikanten, das notdürftige eigene Auskommen und manchmal auch etwas Wohlstand in den Spinnereien, Webereien und Färberein erarbeiteten – anfangs bis zu 14 Stunden täglich, mitunter ab dem 10. Lebensjahr.
Die wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Entwicklungen, deren bauliche Reste oft noch heute die Landschaft prägen, bedeuten gegenseitige Beeinflussung von Fortschritt und Rückschritt, neue Abhängigkeiten versus alte Gewissheiten, Zuwanderung von Arbeitskräften und die Emanzipation von agrarischen Familienstrukturen durch die Lohnarbeit von Frauen und Kindern, einen frischen kulturellen Wind, den kunstaffine Industriellenfamilien ins Land brachten. Insbesonders für die letzten Jahrzehnte basiert das Projekt „Fabrikler“ auf Berichten und Interviews von Zeitzeugen, die uns im Laufe der letzten 2 Jahre bewegten und berührten und als Mikroszenen die faktenbasierten historischen Abhandlungen kontextualisieren.
Die Darsteller bewegen sich durch die und in den aus Originalstoffen bestehenden Vorhangbahnen, die in Quer- und Längsbahnen immer wieder neue Perspektiven eröffnen und mit den Vorstellungen von Nähe und Weite die Szenen definieren.
Tisch, Sessel, Bett als Objekte des Privaten stehen im Gegensatz zu Bildern und Fotos von Fabrikshallen und deren „Klängen des Fortschritts“ als Räume der kollektivierten Arbeitswelt.
Nach den letztjährigen vier Aufführungen auf der Villa Falkenhorst wird dieses Jahr der moderne Hangar der Firma Wucher Helicopter als Bühne bespielt.
INSZENIERUNG: Andreas Kosek
KONZEPT: Andreas Kosek und Verena Burtscher
TEXT und RECHERCHE: Andreas Kosek
SCHAUSPIEL: Katharina Grabher, Karl Müller, Ruth Grabher und Andreas Kosek
TANZ und BEWEGUNGSKONZEPT: Ruth Grabher
KOSTÜME und ASSISTENZ: Maria Etlinger und Verena Burtscher
BÜHNENBILD: Andreas Kosek, Maria Etlinger und Benedikt Moosbrugger
Foto: Thomas Hechenberger
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Kommentare
WohinTippHQ 38 mins ago