Theater Nestroyhof Hamakom, Nestroyplatz 1, 02. Leopoldstadt, Wien
Donnerstag 13 Februar 2025 20:00 – 22:00 ... mehr
In und um Dybern herum breitet sich dichter Nebel aus. Zunächst am Fluss, dann auf der Weide. Als der Wind sich dreht, erreicht er das Wirtshaus am Rande und nähert sich schließlich auch der Stadt. Der Nebel sei giftig, sagt man, tödlich für Mensch und Tier, krank werde man davon.
Unter den Bewohner*innen der Stadt kommen Zweifel auf, ob es sich bei dem gelben, nach Senf riechenden Nebel um ein natur- oder gottgegebenes Unglück handelt. Die kritischen Fragen werden lauter und schließlich kommt ein gewagtes Gerücht in Umlauf: Das Gift im Nebel sei keine Strafe Gottes, sondern stamme aus der Chemiefabrik.
Sämtliche Vertreter der Fabrik sowie die von ihnen eingesetzten Kommissionen aus Ärzten und Chemikern bestehen darauf, dass die Fabrik keinesfalls Ursache des Nebels sei. Aber warum, so fragen sich die kritischen Stimmen leise, wurde in der Stadt ein unterirdisches Kino, einem Bunker gleich, mit 700 Plätzen und einem für 14 Tage ausreichenden Sauerstoffdepot erbaut, wenn es doch angeblich nie etwas zu befürchten gab?
Wenn ein Gerücht nicht wahr ist, sperrt man die Leute nicht ein.
Wenn ein Gerücht nicht wahr ist, braucht man kein Militär.
Maria Lazars 1931 geschriebenes Stück stellt Fragen über Verantwortung und Täterschaft in Bezug auf menschengemachte Katastrophen. Giftgas wurde nach dem militärischen Einsatz im Ersten Weltkrieg für viele zum Symbol der Weltvernichtung. Wirtschaftliche und politische Instabilität schürten weitere Ängste.
Der Nebel von Dybern thematisiert, wie Entscheidungsträger*innen sich ihrer Verantwortung entziehen, sich zum Teil der weitreichenden Konsequenzen ihres Handelns nicht einmal bewusst sind oder sein wollen. Menschenleben stehen dabei auf dem Spiel, sowie auch demokratische Werte und die Erhaltung der Umwelt, unseres Lebensraums.
Das Stück widmet sich verschiedenen Formen des Widerstands gegen ein Machtsystem, das gegen das Wohl von vielen und auf das Wohl von wenigen hin ausgerichtet ist. Diese Formen des Widerstands, den die Figuren wählen, reichen von versuchter Aufklärung durch freie Rede, über die Weigerung, Täter*innen und Mitläufer*innen zu unterstützen bis hin zu Sabotage und gezielten Angriffen auf kritische Infrastruktur.
Es ist sehr einfach, es gut zu meinen. Darauf kommts nicht an.
Auf was denn sonst?
Man muss das Richtige tun.
In dem fast 100 Jahre alten Text schwingt auf erstaunlich vielen Ebenen eine große aktuelle Resonanz mit. Auch die drängende Frage der Protagonistin Ist es moralisch vertretbar in eine Welt, die diese Formen angenommen hat, ein Kind zu setzen? scheint heute viele jüngere Menschen angesichts des Klimawandels und weltweiter besorgniserregender politischer Entwicklungen mehr und mehr zu beschäftigen.
Wiederaufnahme: 13. Februar 2025, 20.00 Uhr
Weitere Vorstellungen am 15., 19., 20., 21. und 22. Februar 2025, jeweils 20.00 Uhr
https://www.hamakom.at/nebelvondybern2025
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WohinTippHQ 1 hour ago