Die Lobeshymnen über den Künstler, der seit Jahrzehnten unterwegs ist, füllen Ordner. Und schwierig ist es, das Phänomen zu beschreiben, ihm nahezukommen. So viele Missverständnisse.
Das Eine – da ist ein Künstler, zu dessen Konzerten Tausende strömen. Der allein von seinem ersten Album mehr als 200.000 Kopien verkauft hat. Und das ganz ohne „Marketing“, ein Albtraum also für die gesamte Musikindustrie, die meint, ihre Kunstprodukte nur mit geballter Werbepower verkaufen zu können. Dann kommt da einer, der einfach macht, was er will, der keine Interviewreisen unternimmt, der sich aussucht, mit wem er redet, der selbst entscheidet, was er redet, der keinem Konflikt aus dem Weg geht (und das heißt im Fall Söllner ja auch: endlose Prozess-Serien…).
Und der ein Publikum hat, von dem die meisten anderen Künstler nur träumen – viele junge Menschen, kaum „Hipster“, kaum Intellektuelle, das hier ist keine Mode, das ist ehrliche Kunst mit Haltung. Aber wie funktioniert das denn, dass die Kulturindustrie den Künstlern beibringt, sie sollen möglichst keine Haltung haben – und dann ist da einer, der „Haltung pur“ ist, und der hat Erfolg ohnegleichen? Oder ist es vielleicht gerade deswegen?
Und das Interessante mag ja vielleicht wirklich sein, dass Zigtausende zu Söllners Konzerten kommen, eben weil sie spüren: der da ist „echt“, der meint, was er singt, der vertritt, was er sagt, der ist nicht „Kunstprodukt“, der würde sich nie zu einem Johannes B. Kerner setzen. Und dafür lieben sie ihn. Und dafür kann man den Hans Söllner aus Reichenhall auch eben nur lieben. Und sein „A Drecksau is a Drecksau“ kann in Bayern jeder mitsingen, und sein legendärer „Marihuana-Baam“ gehört zu den knapp 100 Musiktiteln, die jede Trachtenkapelle auf der Münchner „Wiesn“ einstudiert haben muß, weil der „Marihuana-Baam“ vom Publikum in den Bierzelten immer wieder verlangt wird (was ja auch eine hübsche Fußnote ist, wenn Tausende betrunkener Biertrinker ausgerechnet einen Song wie den „Mariuhana-Baam“ auf dem Oktoberfest grölen…).
Und Söllner, ob solo oder mit seiner formidablen Reggae-Band „Bayaman’Sissdem“, wird weiter seinen Weg gehen, das Publikum auch jenseits Bayerns kommt, es spürt, dass da einer der wenigen Großen unterwegs ist, dem es mit der „Freiheit“ ernst ist, und dass er eine andere Freiheit meint als diejenige, die Frau Merkel im Mund führt…
Wollen Sie einen Kommentar hinterlassen?
Registrieren Sie sich (gratis!) bei Wohintipp.at oder loggen Sie sich ein
Kommentare